Stipendiat 2020: Carl Angtoft
Das Stipendium 2020 wird an Carl Angtoft für seine stilvolle Gesellenarbeit vergeben. Ein luftiges Sideboard, welches die Gedanken an Freiheit und Bewegung führt, bricht mit einem Jahr, das von einer Pandemie geprägt ist, welches uns alle eingeschränkt hat. Das Möbel ist ungewöhnlich funktional, da sie keine klare Rückseite hat. "Die Idee ist, dass es im Raum verwendet werden kann", erklärt Carl.
2020 war ein von einer Pandemie geprägtes Jahr, das für uns alle verschiedene Einschränkungen bedeutete. Gleichwohl denkt man beim Blick auf Carl Angtofts Sideboard, das Ergebnis seines Tormek Stipendiums des Jahres, sofort an Freiheit und Bewegung. Inspiriert durch die Schäreninseln und Meereswellen scheint Carl Angtofts stilvolles Gesellenstück bei unserem Besuch in der Malmstens Linköping Universität auf Lidingö praktisch zu schweben.
Carl brennt für den Möbelbau – aber das war nicht immer so. „Ich sollte eigentlich Ökonom werden, das war der Plan. In der Oberstufe des Gymnasiums habe ich mich in Gesellschaftskunde und Wirtschaft vertieft, habe dann aber eingesehen, dass ich mich damit nicht beschäftigen will“, sagt er mit einer Spur von Erleichterung in der Stimme. Wohl aber lässt sich bei Carls kreativem Schaffensprozess eine schon wissenschaftliche Vorgehensweise beobachten. Er plant von Anfang an, wie sich die verschiedenen Teile auf bestmögliche Weise, mit genau denselben Methoden, Werkzeugen und Ergebnissen in der Werkstatt reproduzieren lassen. „Ich bin sehr am Produktionsprozess des Möbelstücks und an seiner Optimierung interessiert“, erläutert er.
Präzision, Nützlichkeit und Schönheit
Carls Sinn für Details zeigt sich erneut, wenn er vom Schaffensprozess erzählt, in dem sein zauberhaftes Gesellenstück entstand. Er berechnete den Zeitaufwand und erhielt 300 Arbeitsstunden für die Durchführung. Er benötigte 295. Für die Wellenkontur musste Carl ein spezielles Fräsmesser bestellen, das er selbst entworfen hatte. Darüber hinaus musste jedes Teil nicht einmal, sondern zweimal gefräst werden, damit sie genau ineinander passten. Auch wenn sein Ziel Präzision und genaue Maße verlangt, kann es auch für Carl des Guten zu viel werden. „Vieles muss genau stimmen. Vieles verlangt nach Präzision. Beinahe zu viele Dinge verlangten nach Präzision. Ich habe mich darin fast verloren, da es mein Gesellenstück war.“ Doch der Aufwand und die penible Feinarbeit haben sich gelohnt, denn das Ergebnis ist fantastisch.
Beim Entwurf hat sich Carl am Prinzip des dänischen Designers Hans Wegner orientiert, dass ein Möbelstück keine Rückseite haben sollte. „Das hat mich irgendwie meine gesamte Studienzeit begleitet, weshalb es Teil meines Briefings war, dass das Möbelstück aus allen Richtungen ansprechend und stimmig sein sollte. Die Idee ist, dass es mitten im Raum stehen könnte“, erklärt Carl. Diese Essenz prägt dann das gesamte Design, welches er in Zusammenarbeit mit der Designstudentin Anna Envgvall entwarf.
Zunächst die Sinne, dann die Klinge schärfen
Carl Angtofts Gesellenstück ist der Höhepunkt seiner 7-jährigen Ausbildung. Er belegte zwei Jahre Tischlerei und Möbeldesign bei Tau Learning, darauf folgten zwei Jahre in der polytechnischen Fachschule Steneby und zuletzt drei Jahre an der Malmstens Linköping Universität. Bereits während seiner ersten Ausbildung bei Tau Learning kam er mit Tormeks Schleifsystem in Berührung. Dort eignete er sich die Tormek-Methode an, als er eine Woche lang dafür zuständig war, die Stemmeisen der Schule immer rasiermesserscharf zu halten.
Jetzt, als Tormek-Stipendiat des Jahres 2020, wird Carl seine Fertigkeiten beim Schleifen weiter verfeinern können. „Scharfe Werkzeuge machen einfach den Unterschied. Ich verwende vor allem Stemmeisen und Hobelmesser. Ich habe erst vor kurzem mit dem Drechseln angefangen, werde aber in Zukunft auch mein Drechselwerkzeug selbst schleifen“.
Was geschieht als Nächstes?
In der nächsten Zeit wird Carl an der Universität, an der er gerade seinen Abschluss erworben hat, als Lehrbeauftragter in Teilzeit die Werkstatt unterstützen. Man kann ihm und seiner neu gegründeten Möbeltischlerei auf Instagram folgen. Man darf gespannt sein, was uns seine Leidenschaft und Kreativität, die ihm dieses sehr besondere Tormek-Stipendium des Jahres beschert haben, noch bringen mag.
Die Begründung der Jury lautet
Mit hoher Genauigkeit, großem Detailreichtum und viel Kreativität hat Carl ein Sideboard mit außergewöhnlicher Oberfläche geschaffen. Das Gesellenstück Styrsö folgt einem deutlichen roten Faden, und Carl ist vor den Herausforderungen, die die Arbeit mit sich brachte, nicht zurückgeschreckt. Das Möbelstück schwingt wie die Wogen auf dem Meer!